Monat: Juni 2016

Manchmal gibt es so Momente in denen mir schlagartig bewusst wird was mein Vater alles verpassen wird. Welche Ereignisse noch ausstehen, bei denen er einfach nicht dabei sein wird. Ereignisse bei denen er fehlen wird. Wen er nicht mehr kennen lernen wird. Was ich ihm alles nicht mehr erzählen kann.

Und dann weine ich, wie gerade, weil er so oft noch fehlen wird und immer fehlt. Egal ob ich Fußball gucke oder wenn ich ihm so gerne so viel erzählen würde oder was auch immer noch folgt.

An so Tagen wie heute fehlt mir mein Vater am meisten, weil, auch nachdem ich weggezogen bin, wir immer Fussball zusammen gesehen haben.

Und heute wo das erste Deutschland Spiel der EM ist, fühle ich mich unheimlich alleine und er fehlt.

Ich erinnere mich, wie wir bei der EM 1992 auf dem Boden vor dem Fernseher lagen und die Spiele schauten. Kurz vorher war unser großer TV kaputt gegangen war und wir nur einen kleinen hatten. Also eigentlich war es nur ein Spiel auf dem kleinen TV, aber es ist eine meiner schönsten Erinnerungen.

Nach seinem Tod hat es eine gefühlte Ewigkeit gedauert bis ich überhaupt wieder ein Arminia Spiel schauen konnte.

Angefangen hat das damals etwas holprig, denn ursprünglich war ich Bayern Fan und mein Vater fand das gar nicht lustig. Aber er entwickelte eine Strategie. Er nahm mich und meine beste Freundin immer mit zu Arminia Spielen und nach einiger Zeit machte es klick zwischen dem DSC und mir.

Naja an solchen Tagen wie heute fehlt er einfach und ich hoffe er kann im Himmel Fussball schauen, das würde ihn freuen.

Heute ist wieder einer dieser Tage an dem alles „am seidenen Faden“ hängt. Also praktisch nicht, nur theoretisch in meinen Kopf. Was dann witzigerweise hilft ist genau dieses Lied. Weil das einen so einen seidenen Faden einfach mit einem Augenzwinkern sehen lässt.

Weil wenn es nach meinem Borderline geht ist hier alles zerbrechlich und mein Leben nur einen Windhauch vom Ende entfernt. Auch wenn ich mittlerweile weiß warum und dass das alles nur Nebengeräusche und Wind ist.

„Das dreht sich alles nicht im Kreis, das ist nur der Wind, der dich in den Wahnsinn treibt.“

Das ist total simple. Ich habe mich verliebt so weit so gut, dann kommt die Angst wieder so fallen gelassen zu werden, dass ich nicht mehr weiter weiß.

„Das habe ich alles schon gesehen, passiert es jetzt noch einmal. Tut es wieder so weh?“

Allerdings war damals mein soziales Umfeld total anders. Es war einfach keiner da mit dem ich reden konnte. Heute ist das anders ich habe einige Menschen mit denen ich reden kann.

Meine damaligen Freunde waren nur darauf bedacht, dass ich mich um sie kümmer. Doch bei meinen jetzigen Freunden ist das anders. Es ist ein geben und nehmen, eben so ausgeglichen.

Also damals hing alles viel mehr an einem seidenen Faden. Heute nicht mehr. Doch die Angst habe ich trotzdem immer mal wieder.

Es hilft dann mich an meinen Freunden und am Schlumpf festzuhalten und eben Musik zu hören.

„Und jeder Atemzug folgt dem roten Faden, nur so lang bis wir da sind.“