Am knapsen

Anfang August habe ich wieder meine Tante und meinen Onkel besucht.
Wir haben Sightseeing gemacht,  sind ein wenig durch die Stadt gelaufen, haben auf dem Alex was getrunken und es war schön.

Abends war ich auf einem Konzert,  aber schon als ich danach wieder bei ihnen war merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Mein Onkel war plötzlich total unfreundlich. Am nächsten Tag bin ich wieder gefahrenen und beim Frühstück warf mir meine (angeheiratete) Tante vor ich sei großkotzig und würde mich für was besseres halten. Es hat mich sehr geschockt,  dass man so über mich denken könnte und es hat mich verletzt.

Auf der ganzen Rückfahrt  (9 Stunden,  wegen einem ziemlichen Hochwasser Bahn Chaos, aber das ist eine andere Geschichte) habe ich mir Gedanken gemacht was ich angestellt habe und wo ich mich falsch verhalten habe. Ja, ich habe „einen Fehler gemacht“, ich habe mich gleichberechtigt verhalten.

Jedesmal wenn sie sagten „Du bist so ein Pechvogel“ habe ich gesagt „Ach quatsch, das ist mein Trottelgen“ oder wenn sie sagten „Du kommst nicht mit Menschen klar“ sagte ich „Ach, man kommt halt nicht mit jedem aus“

Jeden ihrer Versuche mein Selbstbild zu verschieben bin ich mit Leichtigkeit begegnet,  weil es nicht stimmt. Aber der Sonntag Morgen hat mich dann doch sehr getroffen,  weil was ist falsch wenn man bei seiner Familie man selber ist und auch mal diplomatisch seine Meinung vertritt? Wir haben auch nie über Grundsatzfragen diskutiert, es hielt sich oberflächlich bei Starbucks Ja-Nein (ich mag es und da sind mir auch Reportagen egal, mein Fehler und ja da bin ich ignorant), Kissen gerade rücken Ja-Nein (habe ich übrigens des Friedens wegen gemacht), Stuttgart oder Berlin, … halt so unwichtige Fragen, die einfach Geschmackssache sind und die jeders anders sieht und anders sehen sollte, weil jeder Mensch eben anders ist.

Und ja, manchmal bin ich von etwas so begeistert,  dass ich viel drüber rede und mich halt drüber freue, aber was ist falsch dadran? Ja, ich liebe meinen Job, zumindestens meistens, ja, ich liebe das Schreiben, ja, ich finde alle meine Freunde toll und ich liebe die Stadt, in der ich wohne, aber weil ich dadrüber rede, höre ich doch anderen noch zu wenn sie was sagen und von sich erzählen und nur weil ich das gut finde ist doch nicht gleich automatisch alles andere schlecht,  jeder mag doch was anderes.

Sogar die Frage, ob denn in Berlin die S-Bahnen Nachts durchfahren würden,wurde mir vorgehalten, ich fand das war eine legitime Frage, ich musste ja wissen wie ich wieder zu ihnen komme. Aber das scheint in den drei Tagen die schlimmste Frage gewesen sein, die ich gestellt hatte und über diese Verfehlung wurde Sonntag Morgen dann auch noch ausgiebig diskutiert. Ebenso über meinen unverfrorenen Versuch zu erzählen wie es auf dem Konzert war „Denkst du ich war da noch nie auf einem Konzert?“ war die etwas angesäuerte Frage meines Onkels.

Was mich so getroffen hatte war, dass ich eigentlich bis Samstag Abend den Eindruck hatte wir hätten uns gleichberechtigt unterhalten,  halt viel über die Familie und wie es in Bielefeld allen geht und was die Großeltern (seine Eltern) machen.

Mein Onkel war immer wie ein großer Bruder, weil er nur 4 Jahre älter ist als ich, deswegen hat es mich einfach doppelt hart getroffen und deswegen denke ich auch noch über einen Monat später drüber nach.

Ich musste es mir einfach mal von der Seele schreiben,  ich hoffe das ich jetzt schlafen kann. Bis bald!

Nachtrag: Was ich damit eigentlich sagen wollte und was der Kern des Problems mit meinem Onkel war, war dass er jedesmal, wenn ich anderer Meinung war, dachte ich würde sein Leben herabwürdigen und das finde ich schade. Das er alles was ich sagte als persönlichen Anschlag auf seinen Lebensentwurf empfand.

Menschen sind einfach unterschiedlicher Meinung und haben ebenso eine andere Auffassung wie sie Leben möchten. Jeder mag halt was anderes und jeder ist anders und das ist auch gut so.

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